In diesem Interview erzählt Debby über die ersten Schritte von BTFL und was aktuell am Plan steht. Du erfährst, wie sie zum Longboarden kam, was Mädchen oft vom Skaten abhält und wie das geändert werden kann.
Außerdem verrät sie, das perfekte Setup für Longboard Dancing, mit welchem Board sie unterwegs ist und was sie am Longboarden auch heute noch begeistert.
Hi, ich bin seit 2015 fester Bestandteil des Unternehmens. Wir sind ein kleines Team, weshalb meine Aufgaben sehr vielseitig sind. Ich bin einmal zuständig für alles Technische und Optische rund ums Longboard, sprich Design, Shape, Wheels etc.
Außerdem mache ich den Vertrieb einmal im Jahr, das heisst ich fahre durch Deutschland und zeige den Einzelhändlern unsere neuen Modelle.
Ich kümmere mich um alles rund um Social Media, insbesondere die Teamfahrer, und bin außerdem für alles Grafische verantwortlich, also Werbemittel, Kataloge, etc.
Gegründet wurde BTFL noch vor meiner Zeit im Jahr 2014. Die Motivation bestand darin, durch Optik und Funktionalität mehr Mädels fürs Skaten bzw. Longboarden zu begeistern.
Die erste Herausforderung besteht natürlich darin, ein Vertriebsnetz aufzubauen, damit die Boards auch gesehen werden. Meine persönliche Herausforderung bestand darin, die Marke vom Image zu befreien, dass die Boards lediglich als „Accessoires“ dienen.
Besonders stolz sind wir auf die Boarddesigns. Es war immer ein Traum von mir, selbst Boards zu gestalten. In meinen Boarddesigns steckt viel Arbeit und Liebe. Ich glaube, das sieht man auch.
Sogar einige Männer haben sich Modelle von uns gekauft, weil sie das Design so gut fanden.
Ähnlich wie die Longboardgirlscrew möchten wir Frauen dazu inspirieren, die Scheu vor dem Skateboard / Longboard abzulegen. Das tun wird mittels unserer Social Media Kanäle sowie der zahlreichen Youtube Videos.
Technisch gesehen sprechen unsere Longboards in erster Linie Anfängerinnen an. Die Boards sind etwas schmaler und leichter als herkömmliche Longboards. Außerdem haben wir sehr weiche Bushings in den Achsen verbaut, sodass sich das Board von Anfang an super leicht lenken lässt. Viele Anfänger wissen nicht, dass man Lenkgummies austauschen kann. So fahren sie ewig mit super hart eingestellten Achsen durch die Gegend und tun sich schwer, um irgendeine Kurve zu kommen. So verliert man schnell die Lust am Longboarden. Mit unseren Boards wird das Problem auf jeden Fall nicht auftreten.
Natürlich spielt auch die Optik eine große Rolle. Die meist doch femininen Designs sprechen natürlich vor allem Frauen an. Manch einer mag jetzt sagen, dass die Optik egal ist. Ich bin aber der Meinung, dass gerade die Optik dich dazu motivieren kann, ein Board zu kaufen, oder eben nicht. Mein erstes Longboard würde ich mir heute nicht mehr kaufen, optisch sah es aber super aus 😉
Bevor ein Longboard auf den Markt kommt, mache ich mir Gedanken darüber, was für ein Board das eigentlich sein könnte.
Wir haben bereits eine sehr breite Range, weshalb die Menge an neuen Modellen im Vergleich zu 2016 wesentlich geringer ist. Da ich selbst viel in der Szene unterwegs bin, bin ich auch immer über Longboardtrends im Bilde.
Außerdem ist die Rückmeldung der Einzelhändler sehr wichtig. Die wissen am Besten, welche Boards gerade gefragt sind und was unserer Range fehlen könnte. Ich mache mir also mit dem Feedback Gedanken, inwiefern wir unsere Range optimieren können.
Das Technische im Bezug auf Form, Shape, Konstruktion etc. wird zuerst entschieden, und dann lege ich mit dem Design los. Wenn alles fertig ist, werden die Daten an die Produktionsstelle weitergegeben, die dann ein Musterboard erstellt. Mithilfe des Musterboards entscheiden wir dann, ob wir noch was ändern möchten, oder nicht.
Das ist schwer zu sagen! Das ändert sich auch immer mit dem Jahr. Bestseller in diesem Jahr waren Polly, Lindsay und Moby.
Ich glaube nicht, dass es nochmal zu Hoch-Zeiten wie 2014 kommen wird, aber dass der Markt dafür nun stabil bleibt. Zumindest habe ich den Eindruck.
Ich stelle außerdem häufig fest, dass viele Leute sich jetzt nach dem Hype ein Zweitboard zulegen, das ggf. sogar etwas spezieller ist als das erste.
Unsere Range ist im Vergleich zu anderen recht klein, und es gibt jedes Design nur einmal. Alle unsere Shapes sind gut durchdacht und ergänzen sich gegenseitig. Anhand unserer Range kann man sehen, dass Leute dahinter stecken, die sich viele Gedanken darum machen. Bei vielen Anbietern wirkt die Auswahl und Masse an Modellen eher wahllos. Ich denke, dass das ein Vorteil von uns ist, zumindest im Vergleich zu anderen Marken in gleicher Preisklasse.
Man kann ja jetzt bereits ein „Aussterben“ von Billiganbietern feststellen. Daher glaube ich, dass sich der Markt davon bald wieder erholen wird.
Wir haben einen neuen Minidancer, der im März auf den Markt kommen wird. Darauf freue ich mich ganz besonders.
Außerdem werden wir bedrucktes Griptape anbieten, das ich entworfen habe. Ich hoffe, dass es gut ankommt! Ich mag ja buntes Griptape.
Das für mich perfekte Dancing-Setup besteht aus 180mm RKP-Achsen mit weichen Bushings, damit man schön smooth carven kann, und kleinen Rollen (ca 65 mm).
Das Deck selbst sollte groß genug sein, um darauf zu dancen, und es sollte große Kicks haben, um Tricks zu machen. Außerdem mag ich es gerne, wenn das Deck hart ist, also kaum Flex hat.
Ich bin über einen Freund aufs Longboarden gekommen. Er hat meinen damaligen Freund dazu angesteckt, sich auch eins zu kaufen. Da hat es nicht lange gedauert, bis ich mir auch eins gekauft habe – ein Pintail! Dieser Freund ist früher viel geskatet und zeigte mir die Tricktip-Videos von Adam Colton und Adam Stokowski. Wir fingen begeistert an, die Tricks nachzumachen und haben uns immer riesig über neue Videos gefreut (damals gab es ja noch kein Instagram).
Ich liebe es, Tricks zu üben. Nur eine minimale Bewegung kann entscheidend sein, ob du einen Trick hinbekommst oder nicht. Es ist am Anfang immer ein wildes Ausprobieren: Wo stelle ich den Fuß hin, wo liegt mein Gewicht, was macht der Oberkörper, etc. Und je länger du herumprobierst, desto mehr findest du heraus, wie der Trick funktioniert. Es gibt Tricks, an denen übe ich mehr als ein Jahr. Aber es ist eben immer diese Freude, einen neuen Trick errungen zu haben, die mir die Motivation gibt, weiterzumachen.
Natürlich gefällt mir auch das soziale Netzwerk, das hinter dem Sport steckt: Man ist viel draußen, treibt Sport, und lernt viele nette Leute kennen.
Der häufigste Grund ist meiner Meinung nach die Scham vor anderen Leuten. Viele Anfänger haben Angst davor, dass man sich über sie lustig machen könnte.
Das gilt denke ich auch für Männer / Jungs. Es ist aber „normaler“, dass ein Junge auf einem Brett unterwegs ist, sodass ihm grundsätzlich weniger Beachtung zukommt als einem Mädchen, egal wie gut er fährt. Wenn ich mit meinem Board unterwegs bin, werden mir auch häufig Dinge hinterhergerufen, Leute gucken komisch, etc. Einfach nur, weil ich eine Frau bin. Da muss man einfach drüber stehen.
Ich habe schon mehrmals gehört, dass ich andere Mädels dazu inspiriert habe, sich auch ein Longboard zu kaufen, einfach weil sie beeindruckt waren, wie selbstsicher ich damit unterwegs war. Demnach denke ich, dass es einfach viel Sinn macht, Frauen in diesem Sport zu unterstützen, um andere Frauen zu inspirieren. Das ist natürlich auch eine Aufgabe, die wir als Marke für Mädels umzusetzen versuchen.
Den Tip, den ich jedem geben würde: Übung macht den Meister. Viele Leute geben zu schnell auf, weil sie merken, dass die Tricks nicht so einfach sind, wie sie aussehen.
Ich persönlich bin mit einem Simple Longboards – Miniplatypus unterwegs. Ich mag sowohl dieses als auch das „normale“ Platypus. Das Miniplatypus hat den Vorteil, dass es leichter ist, und ich bei bestimmten Tricks nicht so viel Kraft aufwenden muss. Ich mag den Shape des Decks sehr gerne, und den Look. Außerdem halten die echt viel aus.
Es war immer ein Traum für mich, Teil dieses Teams zu sein, weil ich Simple Longboards und das Team sehr inspirierend fand. Von BTFL ist mein Lieblingsboard der neue Minidancer, den gibt’s aber offiziell noch nicht 😉
Titelbild: Tobias Seifert